Osterglocken, viel Tirol und gute Laune

(Bericht aus den Stuttgarter Nachrichten vom 30. März 2010 von Susanne Müller-Baji)

Gerade eine Woche ist der Frühling alt und spätestens am Samstag auch sichtbar und hörbar in der Lindenbachhalle angekommen: Umrahmt von Osterglocken und anderen Frühblühern gab der Musikverein Weilimdorf sein Frühlingskonzert - "im Jahr eins nach dem 100-jährigen Jubiläum", verkündete der Vorsitzende Marc W. Benzinger in seiner Ansage.

Für Wärme sorgte auch das Jugendorchester mit seinem souveränen Programm: "Baba's Reggae Rock" von Kurt Gäble, und die beiden latinlastigen Stücke "Mambo Mania" und "Funky See, Funky Do" von Gerald Sebesky. Besonders aber die Zugabe von Rob Ares war dem musikalischen Nachwuchs wie auf den Leib geschneidert. Klar, bei dem Titel - "The little Musican", "der kleine Musikant". Zum Schluss ein letzter Trompetenstoß, dann gab es ein zufriedenes "Daumen hoch" von Dirigent Rolf Eberhard.

Es schloss ein Reigen von Ehrungen an, die teils Gerhard Krauß vom Blasmusik-Kreisverband Ludwigsburg durchführte. Das war ein Novum, denn seit Jahresbeginn gehört der Weilimdorfer Musikverein nicht mehr zum Kreisverband Stuttgart-Filder. Warum der Wechsel? Es habe besonders im Vorfeld zur Hundertjahrfeier "unüberbrückbare Differenzen" gegeben, sagt Vereinssprecherin Ute Epple auf Nachfrage. Jetzt scheint alles rund zu laufen, und überhaupt war es ein Abend voller guter Laune - ein Scherz hier, eine Clownerei dort. Der Verein zählt überdies seit Samstag ein weiteres Ehrenmitglied: Günther Held gehöre nicht nur seit 40 Jahren dem Verein an, sondern unterstütze ihn auch unermüdlich, hieß es in der Laudatio.

Im dritten Programmteil trat die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich als "Ehrensenatorin" des Vereins auf die Bühne und führte durch das Programm des großen Blasorchesters. Das zeichne sich in diesem Jahr durch "viel Tirol" aus, erläuterte sie, denn das österreichische Bundesland spielte gleich zweimal eine Rolle - zu Beginn mit der Orchestersuite "Tirol 1809" von Sepp Tanzer und zum Schluss mit dem Marsch "Tiroler Herz" von Klaus Tschurtschenthaler.

Das Orchester spielte sich unter der Leitung von José Mali dann auch gekonnt durch die Tanzer-Suite mit den Sätzen "Aufstand", "Kampf am Berg Isel" und "Sieg" - vom beinahe unbekümmerten Militär-Marsch über das Schlachtgetümmel des Aufstands um Andreas Hofer, bis hin zum siegreichen Ausgang, der aber bezeichnenderweise von einem Trauermarsch eingeleitet wird.

Frühjahrskonzert 2010

Einen "kompletten Szenenwechsel" versprach Ulrike Zich vor der Fantasie "Oregon" von Jacob de Haan, die ganz in der Tradition des angelsächsischen Big-Band-Brass gehalten war. Symphonisch breit entführte das Stück in die Weite des amerikanischen Westens. "Und so brauchen sie sich nicht wundern, wenn ihnen Indianer begegnen, Cowboys, Goldgräber und Pferde mit Planwagen", so die Ehrensenatorin. Tatsächlich: die Dampflok der Northern Pacific Railroad heulte, die Hufe der Mustangs stampften und es war ein großer Spaß.